Der gespaltene Mensch

  1. Der Traum von Evidenz
  2. DSM in 5 Varianten
  3. Die Kritik an DSM
  4. Der gespaltene Mensch
  5. Die Soldaten mit PTSD
  6. Was kommt auf uns zu?

Dies ist Blogeintrag vier einer Serie von sechs. Sie können auf die anderen Einträge zugreifen, indem Sie oben auf ihre Titel klicken.

Die Diagnose PTSD wurde vor über 30 Jahren von denen, die das DSM redigierten eingeführt. Die Wissenschaftlichkeit sollte die Rahmenbedingungen ausmachen aber es gab ein finanzielles und moralisches Problem. Von den Kriegsteilnehmern, die aus dem Vietnamkrieg zurückkehrten, gab es einige, die unter Symptomen litten, die nirgendwo mit den herkömmlichen Diagnosen zusammenpassten. Demzufolge konnten diese Soldaten die notwendige, ärztliche Absegnung für den Anspruch auf Beihilfe und Rente nicht erhalten. Da man diesen Soldaten gerne helfen wollte, hat die DSM-Redaktion beschlossen eine neue Diagnose zu erfinden. Die PTSD-Diagnose wurde maßgeschneidert, sowohl auf die Symptome als auch für den Zweck.

Es bestehen offensichtliche Ähnlichkeiten zwischen der damaligen und der am Anfang beschriebenen, jüngeren Situation. Auf der einen Seite besteht der Wunsch den traumatisierten Soldaten zu helfen, auf der anderen ist die Erwartung, dass der Wunsch zu politischen Entscheidungen führt, die wissenschaftlich wohlfundiert sind. Evidenzbasiert ist das Zauberwort unserer Zeit.

Es ist nichts Falsches daran die Wichtigkeit der Wissenschaftlichkeit zu bedenken und gleichzeitig den subjektorientierten Zugang nicht aus den Augen zu verlieren.  Vielmehr wird dadurch zumindest indirekt zugegeben, dass der Mensch ein gespaltenes Geschöpf ist und dass diese Spaltung berücksichtigt und nicht verschleiert werden darf. Das Problem besteht darin, dass man so agiert, als wäre Evidenz und Wissenschaftlichkeit gleichzusetzen.

Diese Tendenz ist heute womöglich noch ausgeprägter als damals als die PTSD-Diagnose eingeführt wurde. Heute erleben wir, dass die PTSD-Diagnose als Grundlage für eine evidenzbasierte Wissenschaftlichkeit dient, auch wenn es um die Lösung subjektbetonter Probleme geht. Seit der Annahme des obengenannten PTSD-Gesetzes sind Ereignisse eingetreten, die vorzüglich das entstandene Dilemma veranschaulichen.

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2014-11-21, deutsche Version 2018-03-07